Flurnamen in Bärstadt und die mögliche Bedeutung:

 

 

Am Roten Stein

 

Von Roden, urbar machen des Landes.

 

Amtegewann oder Beamtengewann

 

Dort gingen immer Beckers Jakob (Opa von Wolfgang Gutzeit und Postbeamter in Schlangenbad)  nach Schlangenbad und zurück.

 

Anwende, Wendegewann

 

Die Gewann die zuletzt bestellt und zuerst geerntet werden mussten, die Überfahrt musste gestattet werden (Einbahnstraßeneffekt).

 

Bangert

 

Vom mittelhochdeutschen boumgarte, Bachgarten Garten in der Nähe eines Baches.

 

Bien(en)kopf

 

Bienenweide in Wald und Flur auch vorkommen von Wildbienen.

 

Bornwiese

 

Wiese in der eine Quelle entspringt.

 

Brechkaut 

 

Ort wo der Flachs bearbeitet wurde.

 

Brückwiese

 

Brück, Bezeichnung für Dorfstraße, Wiese an der Dorfstraße.

 

.... - Dell

 

Kleines Tal / Bodensenke

 

Die dürren........

 

Trocken, wasserarm, unfruchtbar

 

Eselspfad

 

Weg auf dem mit Eseln das Getreide zu den Mühlen zum Mahlen gebracht wurde.

 

Gemaawad

 

Gemeindewiese, Wiese die von der Gemeinde vergeben wurde (Vatertierhaltung).

 

Gickelswiese

 

Auslauf für Geflügel.

 

Grund

 

Von einem Bach durchzogenes Tal.

 

.....Hecke 

 

Vermutlich Gewann mit viel Wachholder- und Dornhecken.

 

Heckelche

 

Mit Hecken und Gestrüpp bestandene Fläche.

 

Hittelsborn

 

Name von einer Quelle an der beim Viehhüten getrunken wurde.

 

Hohe Straße

 

Römerstraße/Napoleonstraße,  Straße die auf dem Höhenkamm verlief.

 

Hull oder Hohl

 

Hohlweg

 

Kappesgarten

 

Gemüseanbaufläche der Bauern.

 

Kirchenpfad

 

Weg von den Filialorten zur Hauptkirche.

 

Klauer

 

Deckbulle

 

Kleestück

 

Wiese die mit Gras und Klee bewachsen war. Unterschiedlicher Boden.

 

 

Kraut und Bremestücker, Breme

 

Abgeleitet von den Brombeeren.

 

Lahmekaut

 

Lehmgrube, dort wurde Lehm abgebaut für den Hausbau.

 

.. Ley/Lei/Lai/Lay

 

Fels, Stein, Schiefer (Leien = Schiefer Dachziegel).

 

 

 

Mühlberg

 

Weg über den Berg zur Warmen Mühle

 

..... Norr

 

Ein dicht unter der Erde liegender Felsen, unfruchtbare Stelle im Acker (Fels kann auch über der Erde sein).

 

Ochsenwiesen

 

Wurde dem Vatertierhalter von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

War auf dem Mühlberg, Klauergraben und früher Bolzplatz.

 

Pitz

 

Vom spätmittelhochdeutschen Bitze,  eingezäunter Ort, umzäunter Baum- oder Grasgarten nahe beim Haus oder Dorf.

 

Sauerwiese

 

Nasse und oder sumpfige Wiese mit schlechtem Gras.

 

Schinnkaut

 

Grube zum Verscharren des verendeten Viehs.

 

Schulgarten

 

Früher hatte jede Schule ein Stück Land das von Lehrern und Schülern bearbeitet wurde. In Bärstadt war dies bis 1970 der Fall.

 

Seltzer

 

Nasse evtl. auch salzige Böden.

 

.... Stock

 

Straßenkreuzung mit ehemals hölzernen Wegzeichen.

 

.....Triesch

 

Wildland, ungepflügtes Feld zu Graswuchs und Hütung (Weide) genutzte Brache.

 

Trift

 

Viehweide vom mittelhochdeutschen trip  = das Treiben.

 

 

Vor de Birk (Birke)

 

Gerodetes Heidestück das früher mit Birken und Wachholder bewachsen war.

 

 

 

 

Flurbereinigung:

In der Landwirtschaft führte die fortgesetzte Realteilung zu einer Zersplitterung des Ackerlandes in eine Vielzahl kleiner Äcker, oft in Form schmaler Streifen. Diese waren sehr ineffizient zu bearbeiten, zudem ging ein relativ hoher Anteil der nutzbaren Fläche für Grenzstreifen und Zufahrtswege verloren. Aus ökologischer Sicht führte dies zwar zur Entwicklung artenreicher Wiesen- und Heckenbiotope, wirtschaftlich gesehen ist dieser Zustand jedoch zunehmend unhaltbar. Daher wurden in der Geschichte immer wieder Flurbereinigungen durchgeführt. Dabei wird der Grundbesitz an Ackerland (teilweise auch Waldbesitz) in einem bestimmten Gebiet mit dem Ziel umverteilt, anstelle zahlreicher kleiner nur noch wenige zusammenhängende Grundstücke von insgesamt zumindest gleichem Wert zu erhalten.

Realerbteilungsrecht bedeutet, dass der Besitz einer Familie, insbesondere der Landbesitz, unter den Erbberechtigten real aufgeteilt wird. Diese Aufteilung findet bei jedem Erbgang statt, so dass die Anzahl von Kleinstparzellen mit der Zeit ansteigt. Auch in adligen Familien war dieses Prinzip verbreitet und führte unter anderem auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches zur Kleinstaaterei. (Gegensatz: Anerbenrecht)

In unserer Region fand die Realteilung beim Erben Anwendung. Realteilung wurde in Deutschland etwa südlich einer Linie Aachen, Bonn, Marburg, Erfurt praktiziert. Im Norden Deutschlands war der älteste Sohn der einzige Erbe. Andere Kinder wurden ausbezahlt, wenn überhaupt. Es gab auch Mischgebiete z.B. in Hessen. Dort wurde der Besitz nur ungeteilt weitergegeben, wenn er eine bestimmte Größe hatte, etwa > 5ha.

Die Realteilung führte besonders in armen Gebieten zu absurden Ergebnissen, wenn etwa eine Bibel real geteilt und damit nutzlos gemacht wurden. Die Realteilung mag der gerechte Weg der Erbteilung sein, er führte jedoch zu einer völlig uneffizienten Bewirtschaftung der Agrarflächen. Wie nachteilig die kleinbäuerlichen Verhältnisse sind kann man noch heute nachvollziehen. Heute führt in unserer Region kaum ein Vollerwerbslandwirt einen funktionierender Großbetrieb, ganz im Gegenteil zu modernen norddeutschen Bauernhöfen.

Die Aufteilung der landschaftlichen Nutzflächen in Bärstadt veränderte sich durch zwei Konsolidierungen (Umlegungen, Zusammenlegung und Neuverteilung). Hierbei wurde die Bodenbeschaffenheit, Güte und Lage berücksichtigt:

 

  1. 1921, abgeschlossen 1926/27
  2. 1960/61

 

Die Flächen wurden zwar neuverteilt aber die Flurnamen blieben bestehen.

 

Die Namensgebung kann wie folgt aufgeteilt werden:

 

  1. Nach der natürlichen Eigenart:

Im Grund, Norr, Auf der Lay,

 

  1. In Beziehung auf Quellen und Wasserläufe:

Hessbach, Braumbach, Katzbach, Borner Wiese, In dem Hittelsborn

 

  1. Nach ihrer (oft ehemaligen) Flora und deren Eigenart:

Vor der Birk, Am Rotbeerbaum, Kleestück, Aufm Heckelche

 

  1. Nach Tieren:

Bien(en)kopf, Auf dem Finkenberg, Gaisberg, Eselsberg

 

  1. Nach ihrer (oft ehemaligen) Benutzung durch Mensch und Tier oder ihrer Kultur:

Trift, Saupasch, Tiergarten, Die Hackstücke

 

  1. In Beziehung auf menschliche Anlagen und Einrichtungen:

Brechkaut, Lahmelaut, Schindkaut, Anwender,  Die Erbstücke

 

  1. In Beziehung auf Wege und Straßen:

Eselspfad, Zwischen dem alten und neuen Hauserweg, Mühlberg

 

  1. Nach Maß oder Gestalt:

Die Orschel,  Dreispitz, Dreispitziges Pfarrland

 

  1. Nach Personen:

Hinterm Pfarrland

 

  1. Nach einem vermutlich vordeutschen (etymologisch, unverstandenen) Lokalnamen

Bor de gedeh